Kinder wollen Antworten by Rogge Jan-Uwe; Grün Anselm

Kinder wollen Antworten by Rogge Jan-Uwe; Grün Anselm

Autor:Rogge, Jan-Uwe; Grün, Anselm
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


Kinder sind Weisheitslehrer

«Jedes Kind», so schreibt Tagore, «bringt die Botschaft, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.» Erziehung wird dann eine Bringschuld, wenn man sie als Einbahnstraße, als Dienst der Eltern und Erwachsenen am Kind als alltägliche Aufopferung (miss-)versteht. Erziehung erhält dann eine beglückende, eine spirituelle Dimension, wenn man Kinder auch als Lehrer begreift, die den Erwachsenen Botschaften mit auf ihren Weg geben, Botschaften, die den Erziehungsalltag erleichtern und bereichern können.

Aber was könne das sein, fragt eine sichtlich genervte Mutter. Wenn man von morgens bis abends im Einsatz sei, bliebe nur das Gefühl, geschlaucht und fertig zu sein. Da sei man doch froh, wenn die Kinder endlich im Bett seien und schlafen würden. Da falle es einem verdammt schwer, Kinder als spirituelle Lehrer zu betrachten. Und ein Vater meinte mit einem skeptischen Unterton in seiner Stimme, ob man, wenn man von Kindern als philosophischen Begleitern schreiben würde, nicht ein verklärtes romantisches Bild der Kinder verbreiten würde.

Kinder seien nicht die Engel, als die man sie häufig hinstellen würde, und Erziehung sei häufig mehr Stress und Anstrengung, glückliche Augenblicke könne er nur selten genießen.

Zweifellos bringt die alltägliche Begleitung der Kinder manchen Stress, Aufregung und Frustration mit sich, das Gefühl, man wohne in einem «Irrenhaus» und der Trubel habe niemals ein Ende. Dann kommen jene Gedanken, die unweigerlich ins Jammertal führen, wo für «Geistiges», für spirituelle Durchdringung des Alltags kein Platz ist. Aber just den Umgang mit solchen Situationen, den kann man von Kindern lernen: den Umgang mit Frustrationen. Für Kinder gehören sie genauso zum Alltag wie die Momente von Glück und die Augenblicke des Gelingens. Kinder haben Verständnis für Eltern, die manchmal hilflos vor ihnen stehen, einen «Ich weiß jetzt nicht mehr weiter!»-Ausdruck im Gesicht. Dann fühlen die Kinder: Jetzt geht es denen mal wie mir. Aber wenn ich frustriert und sauer bin, dann muss ich trotzdem in den Kindergarten oder in die Schule, muss ins Bett oder die Hausaufgaben machen. Im Umgang mit Frustration beherzigen Heranwachsende eine spirituelle Lebensweisheit, die Udo Lindenberg so ausgedrückt hat: «Hinterm Horizont geht’s weiter!» Auch wenn es noch so schlecht aussieht, Gewitterwolken aufziehen oder man vor lauter Unbill, das sich auftürmt, nicht mehr weiterweiß, dann fühlen Kinder, dass es irgendwie weitergeht, weil sie ihren Kräften, ihren Energien und Erfahrungen vertrauen (können), sie erlebt haben, dass der Tellerrand nicht das Ende ist.

Frustrationen, so zeigen es Kinder ihren Eltern, gehören zum Leben. Sie sind zugleich eine Herausforderung, sich ihnen zu stellen. Man darf darüber sauer sein, aber nicht in der Verzweiflung, die damit einhergeht, verharren. Bewältigter Frust kann zufrieden machen, kann eine ganz eigene Kraft geben, sich auf solche Momente zukünftig einzulassen, nicht unbedingt gelassener, aber getragen vom tiefen Wissen, dass solche Augenblick vorübergehen.

Kinder freuen sich an den kleinen oder großen Dingen des Lebens. Und sie zeigen diese Freude: mal ausgelassen-fröhlich, mal unbändig auf und ab hüpfend, mal laut schreiend und ohrenbetäubend kreischend, mal ganz still und zu Tränen gerührt. Kinder lieben das Lachen, den Humor, Kinder mögen lachende, humorvolle Eltern. Eltern, die sich auch an den kleinen wie großen Dingen erfreuen können.



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